Kein Geld für Haftpflicht und Berufsunfähigkeit, aber eine Handyversicherung für Sohn und Tochter. In vielen Familien stapeln sich Versicherungspolizzen, die kein Mensch braucht. Dabei ist es relativ einfach, Familie und Eigenheim optimal zu besichern – wenn man ein paar simple Regeln beachtet.
Existenzielle Risiken zuerst absichern
Zuallererst sollten sich Familien gegen existenzielle Risiken mit hohen finanziellen Belastungen absichern, die etwa durch Sachschäden, Unfall oder Tod auf einen Haushalt zukommen können. Quasi ein Muss sind hier neben einer privaten Haftpflichtversicherung, die Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung:
Die Private Haftpflichtversicherung zählt zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt. Der Sohn schießt die Scheibe des Nachbarn ein, beim Fußball wird der Kumpel so schwer verletzt, dass es über Monte in die Reha muss. Anderen Personen körperlichen oder finanziellen Schaden zuzufügen, das ist schnell passiert – oft sogar aus purer Unachtsamkeit. Fügt ein Familienmitglied Dritten einen Schaden zufügt, haften Sie in punkto Schadensersatz mit Ihrem gesamten Privatvermögen. So will es das Gesetz.
Hier bietet Ihnen eine Privathaftpflicht in vielerlei Hinsicht Vorteile und Schutz: Sie trägt zum einen alle berechtigten finanziellen Schadensersatzansprüche möglicher Geschädigter. Zugleich übernimmt sie die Kosten zur Prüfung unklarer oder unberechtigter Schadensersatzansprüche, und wehrt diese bei Bedarf auch ab. Alle anfallenden Kosten, bis hin zu möglichen Gerichtsverfahren, sind dabei durch solch eine Polizze gedeckt.
Tipp: Sogenannte Single-Polizzen sollten Sie unbedingt auf eine reguläre Polizze aufwerten, die alle Familienmitglieder umfasst.
Zweites „must have“ in Punkto Familienversicherung: die Berufsunfähigkeitsversicherung. Egal ob plötzliche Krankheit oder Unfall. Jeder vierte Arbeitnehmer ist mittlerweile von Berufsunfähigkeit – noch vor dem regulären Renteneintritt – betroffen. Wird der Hauptverdiener in einer Familie teilweise oder gar völlig erwerbsunfähig, ist das Risiko des finanziellen Abstiegs besonders groß. Fehlendes Einkommen, teure Krankenhausaufenthalte, oder langwierige medizinische Pflege, sind für die allermeisten Haushalte auf Dauer finanziell kaum zu tragen. Die staatliche Erwerbsminderungsrente kann hier meist nur einen geringen Teil der monatlichen Lebenshaltungskosten abfedern, gerade bei geringen Ansprüchen in jungen Jahren.
Die private Berufsunfähigkeitsversicherung bietet Ihnen hier einen wichtigen finanziellen Rückhalt: Sie schützt Sie vor Verdienstausfall und zahlt Ihnen eine lebenslange monatliche Rente, falls Sie Ihrem Beruf durch Erkrankung oder Unfall zu mindestens 50 Prozent nicht mehr nachgehen können.
Tipp: Die monatliche Versicherungssumme sollte möglichst alle laufenden Ausgaben des Haushalts decken, insbesondere auch Kreditverpflichtungen und mögliche Ausbildungskosten der Kinder.
Ebenso wie Erwerbsunfähigkeit, stellt der plötzliche Tod eines Familienmitglieds Hinterbliebene meist vor weitreichende finanzielle Probleme. Hier ist eine Risikolebensversicherung von entscheidender Bedeutung. Sie zahlt im Todesfall sofort eine zuvor vereinbarte, fixe Versicherungssumme an die Hinterbliebenen aus.
Vorteil für Sie: Da bei einer Risikolebensversicherung kein Kapital aufgebaut wird, ist diese Polizze zu deutlich günstigen monatlichen Prämien zu haben, als beispielsweise eine Kapitallebensversicherung. Wichtig: Die Todesfallsumme sollte mindestens drei Jahreseinkommen des Familienhaushalts betragen.
Tipp: Eine Risikolebensversicherung eignet sich ideal zur Absicherung des Lebenspartners, der Familie, sowie zur Kostendeckung einer Immobilienfinanzierung.
Das Eigenheim besichern
Eigenheim und Wohnungseinrichtungen zählen mit zu den wertvollsten und teuersten Anschaffungen im Leben. Jahr für Jahr entstehen bei Unglücksfällen durch Feuer, Sturm, Wasser oder Einbruch Milliardenschäden. Oft binnen Minuten werden große Werte zerstören, die Schäden bedeuten auch hier meist ein finanzielles Fiasko für die Betroffenen.
Für Mieter wie für Eigentümer und Vermieter ist dann eine leistungsfähige Gebäude- und Hausratversicherung oft der rettende finanzielle Anker.
Die Wohngebäudeversicherung schützt Sie als Eigentümer vor finanziellen Verlusten bei solchen Schäden, an Gebäuden und Nebengebäuden sowie auf Grundstücken. Bei finanzierten Immobilien ist diese vielfach sogar obligatorisch.
Tipp: Die Wohngebäudeversicherung kann – und sollte – durch eine weitreichendere Elementarschadenversicherung ergänzt und aufgewertet werden.
Sinnvoll ist zudem eine Hausratversicherung. Diese Sachversicherung bietet Ihnen finanziellen Schutz bei Schäden, oder gar dem Totalverlust Ihres Familienhausrats.
Besichert sind hier alle beweglichen Gegenstände innerhalb und außerhalb eines Hauses oder einer Wohnung, von der Kücheneinrichtung bis zum Kinderfahrrad. Je nach Alter und Zustand, übernimmt die Versicherung den Neuwert bzw. den Zeitwert der jeweiligen Gegenstände. In der Regel sind hier auch Wertsachen Ihrer Familie, samt Bargeld und Geldkarten inkludiert.
Tipp: Die Höhe der Versicherungssumme einer Gebäude- und Hausratversicherung sollten Sie am aktuellen Wert des Familienhaushalts bemessen. Sinnvoll ist hier eine regelmäßige Anpassung bei größeren Anschaffungen, Familienzuwachs, oder Veränderungen am Gebäude.
Finanzielle Sicherheit im Streitfall
Im täglichen Straßenverkehr, bei Privatangelegenheiten, im Berufsleben, wie auch als Wohneigentümer oder Mieter. In nahezu allen Bereichen des Lebens kommt es zu Konflikten und Streitigkeiten. Landen diese beim Anwalt oder gar vor Gericht, wird es teuer – gerade für Familien nicht selten zu teuer.
Um hier finanziell gewappnet zu sein und im Streitfall optimal agieren zu können, ist eine Rechtsschutzversicherung ratsam. Diese übernimmt grundsätzlich alle Kosten, die im Verlauf eines Rechtsstreits oder Gerichtsverfahren auf Ihre Familie zukommen. Wichtig dabei: In der Regel gibt es hier Grenzen bei der Deckungssumme. Zudem sind bestimmte Leistungen ausgeschlossen. So übernimmt eine Rechtsschutzversicherung beispielsweise keine gerichtlich festgesetzten Geldstrafen oder Bußgelder. Auch die Kosten für eine Rechtsberatung sind in der Regel meist nicht inkludiert.
Tipp: Eine Rechtsschutzversicherung leistet grundsätzlich nur bei Versicherungsfällen, die nach dem Abschluss der Polizze eintreten.
Die Kür zum Schluss
Von Versicherern oftmals angepriesen: Die Private Unfallversicherung und eine Krankenzusatzversicherung. Beide können für Familien durchaus Sinn machen, im Einzelfall sollten Sie jedoch monatlichen finanziellen Aufwand und Nutzen prüfen.
Eine private Unfallversicherung besichert neben beruflichen bzw. schulischen Unfällen auch Unfallfolgen im Privatbereich. Das kann sich lohnen, denn statistisch gesehen ereignen sich die meisten Unfälle in unserer Freizeit – etwa im Haushalt beim Kochen oder bei Sport und Freizeitausflügen der Familie. Im Gegensatz zur gesetzlichen Unfallversicherung zahlt die Privatpolizze auch hier, in der Regel eine einmalige Kapitalsumme und/oder eine Unfallrente. Deren Höhe in % bemisst sich am Grad der Invalidität, der anhand der sogenannten Gliedertaxe jeweils einzeln berechnet wird.
Ihr Vorteil: Eine Unfallversicherung leistet bereits beim Unfall selbst, nicht erst bei Feststellung einer eventuellen Berufsunfähigkeit. Zudem fallen, im Gegensatz zur Berufsunfähigkeitsversicherung, die monatlichen Prämien meist viel geringer aus.
Tipp: Der Abschluss einer Unfallversicherung ist schneller und einfacher als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Hier kommen Sie ohne bzw. mit wenigen Gesundheitsfragen aus.
Ähnlich wie bei der Unfallversicherung, deckt die Gesetzliche Krankenversicherung längst nicht mehr alle Risiken ab. Private Zuzahlungen sind heute Alltag in Arztpraxen oder Krankenhäusern. Gerade für Familien kann sich eine Private Krankenzusatzversicherung also lohnen. Das Angebot an zusätzlichem Versicherungsschutz ist dabei sehr vielfältig: Von Auslandskrankenversicherung im Urlaub, über Brillen- Spangen- und Zahnzusatzversicherungen, bis hin zu Zusatzversicherungen im Krankenhaus und bei der Pflege.
Über den Gastautor
Daniel Stein befasst sich seit mehr als 10 Jahren mit den Themen Online Marketing und Finanzen. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 2011 – Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Medien, Controlling, Finanzen und Logistik – unterstützte er diverse Start-Ups in der Gründungsphase und etablierte im Zuge dessen eine eigene Unternehmensberatung.
Zur Zeit ist er Geschäftsführer der selbst gegründeten Finanzvergleichsportale Capitalo.de und Capitalo.at in Deutschland und Österreich und Mitarbeiter im Online Marketing der renommierten WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar bei Koblenz.